Was ist eine Familienstiftung?
Eine Familienstiftung ist eine rechtlich selbstständige Organisation, die Vermögen dauerhaft einem Zweck widmet: dem Wohl der Familie.

Wesentliche Merkmale der Familienstiftung
- Unabhängigkeit: Die Stiftung gehört niemandem – das Vermögen ist verselbständigt.
- Zweckbindung: Ausschüttungen dürfen nur den in der Satzung festgelegten Begünstigten zugutekommen.
- Dauerhaftigkeit: Eine Familienstiftung ist auf Bestand ausgelegt und überdauert Generationen.
Kurz gesagt: Der Stifter gibt das Eigentum ab, sichert aber, dass seine Werte, sein Vermögen und seine Regeln dauerhaft fortbestehen.
Vorteile einer Familienstiftung
Die Liste der Vorteile ist lang – und erklärt, warum immer mehr Unternehmer auf dieses Modell setzen.
Vermögensschutz
- Einmal eingebracht, gehört das Vermögen nicht mehr dem Stifter, sondern der Stiftung.
- Keine Zersplitterung durch Erbschaften oder familiäre Konflikte.
- Schutz vor Gläubigern und Zugriff Dritter.
Steuerliche Vorteile
Körperschaftsteuer-Freibetrag
Nach § 24 KStG gilt ein jährlicher Freibetrag von 5.000 €. Dadurch kann die Stiftung steuerlich günstig wirtschaften.
Günstige Besteuerung
- Lizenzeinnahmen oder Gewinnausschüttungen werden nur mit 15 % Körperschaftsteuer belastet.
- 95 % von Veräußerungsgewinnen sind steuerfrei, 5 % gelten als nicht abziehbare Betriebsausgaben → effektiv nur 0,75 % Steuern + Soli.
Immobilien in der Stiftung
- Mieteinnahmen: nur 15 % Körperschaftsteuer + Soli, keine Gewerbesteuer wie bei einer Immobilien-GmbH.
- Immobilienverkauf: nach 10 Jahren steuerfrei möglich.
Planbare Erbersatzsteuer
Alle 30 Jahre fällt eine Erbersatzsteuer an – aber mit hohen Freibeträgen und gut planbar. So entsteht kein Überraschungseffekt wie bei klassischen Erbschaften.
Flexibilität bei Ausschüttungen
Begünstigte sind nicht nur Gesellschafter, sondern auch Kinder oder weitere Familienmitglieder. Dadurch können steuerliche Freibeträge optimal genutzt werden.
Nachteile und Einstiegshürden
Eine Familienstiftung klingt attraktiv – doch sie ist kein einfaches Konstrukt.
Hoher Kapitalbedarf
- In den meisten Bundesländern ist ein Mindestvermögen von ca. 100.000 € erforderlich.
- Ohne ausreichendes Startkapital lohnt sich die Gründung nicht.
Keine einfache Umwandlung
Das Umwandlungsgesetz ist nicht anwendbar. Das bedeutet: Eine GmbH oder AG lässt sich nicht einfach „in eine Stiftung umwandeln“.
Steuerliche Belastung bei Gründung
Da eine Familienstiftung nicht gemeinnützig ist, löst die Gründung oft Schenkung- oder Erbschaftsteuer aus.
Komplexe Rechtslage
Die Gründung erfordert rechtliche Expertise und hohe Beratungskosten. Ohne erfahrene Anwälte und Steuerberater ist das Projekt kaum umsetzbar.
Anwendungsmöglichkeiten einer Familienstiftung
Familienstiftungen sind vielseitig. Sie werden nicht nur von Milliardären genutzt, sondern zunehmend auch von Unternehmerfamilien mit mittleren Vermögen.
- Unternehmensnachfolge
Sichert, dass Firmenanteile nicht zersplittert oder verkauft werden. - Immobilienvermögen
Optimal zur Bündelung von Immobilien – mit steuerfreien Verkäufen nach zehn Jahren. - Schutz von Marken & IP
Lizenzen, Markenrechte oder Patente können in die Stiftung eingebracht werden und bringen steuerlich günstige Einnahmen.

Beispiel aus der Praxis
Bekannte Familienstiftungen wie die von Aldi, Würth oder Fielmann zeigen, wie Vermögen langfristig gebündelt und geschützt werden kann.
Aber auch kleinere Szenarien sind realistisch:
Ein Unternehmer besitzt eine Immobilie im Wert von 1 Mio. €. Er möchte verhindern, dass die Kinder sie verkaufen. Durch die Familienstiftung wird festgelegt, dass die Immobilie erhalten bleibt – die Kinder erhalten lediglich die Mieterträge.
Typische Fehler bei Familienstiftungen
Wo große Chancen sind, passieren auch typische Fehler.
- Zu wenig Kapital: Gründung mit zu kleinem Vermögen führt zu hohen Kosten ohne Nutzen.
- Unklare Satzung: Unscharfe Formulierungen führen später zu Streit oder Handlungsunfähigkeit.
- Fehlende Expertise: Ohne spezialisierte Berater drohen steuerliche und rechtliche Fallstricke.
- Fokus nur auf Steuern: Wer eine Stiftung nur als „Steuersparmodell“ betrachtet, übersieht die eigentlichen Vorteile: Struktur, Ordnung, Schutz.
Fazit – Familienstiftung als Werkzeug für Generationensicherung

Die Familienstiftung ist kein Allheilmittel – aber für viele Unternehmer die effektivste Möglichkeit, Vermögen langfristig zu sichern.
- Sie verhindert Erbstreitigkeiten, bietet steuerliche Vorteile und sorgt für klare Regeln.
- Gleichzeitig erfordert sie Kapital, gute Planung und professionelle Beratung.
- Wer diese Hürden meistert, schafft nicht nur steuerliche Entlastung, sondern auch Frieden und Sicherheit für die Familie über Generationen.